Betriebshelferin - ein sehr empfehlenswerter Beruf

Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich Menschen freuen, dass man bei ihnen vorbeikommt. Das kann Burgi Kolb in ihrem Beruf stets erleben. Schließlich ist sie als Betriebshelferin bei Landwirtsfamilien im Einsatz, wann immer Unterstützung gebraucht wird - als willkommene Helferin in schwierigen oder herausfordernden Lebenssituationen. Angestellt ist Kolb beim Maschinen- und Betriebshilfsring (MR) Aibling-Miesbach-München, der als landwirtschaftliche Selbsthilfeorganisation Betriebshelferinnen und -helfer in Notfällen vermittelt und auch weitere für diese Arbeit sucht.
VON MARTINA FISCHER
Burgi Kolb merkt man die Begeisterung für ihren Beruf an. Egal ob Arbeiten im Haushalt oder im Stall, frühmorgens, mittags oder abends - die 36-Jährige engagiert sich gerne. Dabei freut sie sich sehr über die positiven Erfahrungen bei ihrer Tätigkeit. "Die Leute sind immer supernett. Sie waren immer froh, wenn ich gekommen bin, immer dankbar." Sie ist bei Menschen in unterschiedlichsten Situationen im Einsatz, unterstützt Landwirtsfamilien im Falle einer Erkrankung, ebenso wenn ein Betriebsmitglied durch eine Operation oder eine Rehamaßnahme nicht mitarbeiten kann. Auch bei Todesfällen, genauso aber bei positiven Ereignissen wie der Geburt eines Kindes. Dann ist die Betriebshelferin im Mutterschutzeinsatz.
Die Einsätze seien je nachdem mal länger, mal kürzer, erklärt Kolb. In ersterem Fall "ist man schon mehr in der Familie involviert" und natürlich auch, wenn Kinder im Haushalt leben. "Da wird man schnell zur Bezugsperson. Damit komme ich auch gut aus," sagt sie. Auf alle Fälle sei die Tätigkeit abwechslungsreich. Mit Kälbertränken, Wäschewaschen, Mittagessen kochen, Kinderbetreuung und vielem mehr. "Man schaut immer, dass man bei den wichtigsten Arbeiten helfen kann, dass nix liegenbleibt," umschreibt es die 36-Jährige. Genau die dadurch entstehende Vielseitigkeit mache den Beruf so schön. "Es ist einfach interessant. Man lernt jeden Tag Neues kennen, trifft immer auf neue Leute," ist die Betriebshelferin angetan.
Um für ihren Beruf gut gerüstet zu sein hat sie natürlich eine fundierte Ausbildung absolviert. Sie ist staatlich geprüfte Hauswirtschafterin und hat sogar den Meisterinnentitel erworben, was ihr wichtig war.
Letzterer ist zwar kein Muss, erklärt Anna Bernlochner, Einsatzvermittlerin für die Betriebshilfe beim Maschinenring Aibling-Miesbach-München, eine fundierte Ausbildung im Bereich Landwirtschaft, Hauswirtschaft oder als Dorfhelferin aber natürlich schon. Schließlich müssen sich die Betriebshelfer mit den Gegebenheiten auf einem Bauernhof auskennen, da sie ja als Ersatzkraft für den Betriebsleiter oder die Ehepartnerin einspringen. Zudem wichtig ist für die Tätigkeit natürlich menschliche Empathie, da die Betriebshelfer ja oft in schwierigen Situationen auf die Höfe kommen.
Diese können bei einem Ausfall aus gesundheitlichen Gründen den Maschinenring mit Anfrage um Betriebshilfe kontaktieren "und wir helfen dann zuerst mit den Anträgen bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau". Nach Bewilligung durch selbige kann im Rahmen der von der Versicherung angesetzten Stundenzahl die Betriebshilfe erfolgen.
Die ist gefragt. "Auf über 200 Einsätze pro Jahr kommen wir immer," ist Bernlochners Erfahrungswert. Dabei laufen rund 50 Einsätze parallel mit einzelnen Betriebshelfern. Die Zahlen ergäben sich auch daraus, dass sich das Ringgebiet über drei Landkreise erstrecke: Miesbach, den Altlandkreis Bad Aibling und München Süd. Bisweilen fragen auch Privathaushalte nach Haushaltshilfen beim Maschinenring an. "Das ist möglich, wenn wir freie Kapazitäten haben. Aber eben nur dann, weil wir grundsätzlich eine landwirtschaftliche Organisation sind. Fragen geht aber immer," erläutert Bernlochner.
Ein Umstand macht der Einsatzvermittlerin Sorgen: "Die Zahl der Betriebshelfer hat sich ziemlich reduziert, wenn man die letzten Jahre betrachtet." Derzeit sind 35 in verschiedenen Anstellungsmodellen für den Maschinenring tätig. Hier mache sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft bemerkbar, der einerseits zur Bildung größerer Betriebe und zu Höfen im Nebenerwerb führe. Bei ersteren könnten Familienmitglieder nicht in der Betriebshilfe arbeiten, da sie Zuhause gebraucht würden. Letztere würden mit Landwirtschaft und zusätzlichem Beruf ebenfalls bereits genug Arbeit bedeuten. Genau dadurch würden aber flexible Betriebshelfer wegfallen. "Also die Feuerwehr, die wir für akute Einsätze brauchen," sagt Bernlochner.
Dementsprechend sind Bewerbungen qualifizierter Betriebshelferinnen und Betriebshelfer beim Maschinenring immer willkommen, aus dem Bereich Hauswirtschaft und Landwirtschaft gleichermaßen. "Wir haben verschiedene Anstellungsmodelle," weist die Einsatzvermittlerin auf ein klares Plus hin. So könne man auch auf die Situation der Helfer eingehen.
Und die werden für ihre wertvolle Arbeit wirklich geschätzt, wie Burgi Kolb täglich erfahren darf. Auf die Frage, ob ihr Beruf empfehlenswert ist, gibt sie eine klare Antwort: "Oh ja, unbedingt."